Warum Frauenpower in der Gamingbranche unverzichtbar ist
Immer mehr Frauen entscheiden sich heutzutage für einen Beruf in der Gamingbranche. Goodgame Studios zählt dabei mit einem Frauenanteil von gut 30 Prozent zu den Vorreitern in Sachen Gleichberechtigung. Da wir bei Entscheidungen auf Daten und Fakten setzen ist es nur logisch, dass wir uns auch bei der Auswahl unserer Talente soweit wie irgendwie möglich nicht subjektiv beeinflussen lassen. Softwareentwicklerinnen wie Anika beweisen, dass die Gamingbranche und Softwareentwicklung längst kein reines Spielfeld der Männerwelt mehr ist. In unserem kürzlich vorgestellten 4th Floor Studio arbeitet sie mit der Unreal Engine an Goodgame Studios erstem Client-basierten Titel für den PC.
Vor einem Jahr startete sie bei uns, nachdem sie bereits bei verschiedenen Software- und Gaming-Unternehmen tätig war. Mit Begriffen wie OpenGL und C++ kennt sie sich also bestens aus. Ihre Begeisterung dafür entdeckte sie schon sehr früh.
„In der 8. Klasse entwickelten wir während eines Schulprojektes ein Text-Adventure mit der Programmiersprache Pascal“, erinnert sich Anika. „Das hat mich von der ersten Sekunde an fasziniert und ich stellte ziemlich schnell fest, dass mein Traumberuf in der Programmierung liegt. Seither bin ich beruflich und privat technikbegeistert. Meine Freizeit verbringe ich mit Hobbys wie der Entwicklung kleiner autonomer Roboter und 3D-Druck.“
Zu Beginn ihres Studiums der Applied Computer Science und Computer Games Technologie wurde jedoch deutlich, dass sich vergleichsweise wenige Frauen für eine Karriere in dieser Branche entscheiden: „Anfangs kamen auf 100 Männer nur etwa 10 Frauen, von denen am Ende des Grundstudiums noch weniger übrig blieben.“
Auch wenn es sich hierbei wohl um ein Extrembeispiel handelt, so zeigen Erhebungen allgemein dennoch: Frauen sind auf den technischen und naturwissenschaftlichen Karrierepfaden noch unterrepräsentiert. Diese galten in den vergangenen Jahrzehnten als männlich dominierte Berufspfade. Dass sich zuletzt mehr Frauen für eine Karriere in der IT entschieden haben, spricht aber dafür, dass sich die Branche hin zu mehr Chancengleichheit bewegt. So stieg 2015 laut Bitkom in Deutschland der Anteil von Frauen, die sich für ein Informatikstudium entschieden haben, auf ein neues Allzeithoch von 23 Prozent.
Trotzdem ist noch einiges zu tun, um Frauen gleiche Chancen zu garantieren. Amerikanische Forscher fanden zudem heraus, dass Frauen trotz besserer Leistungen im Programmieren häufig benachteiligt werden. Sie analysierten GitHub, eine Kollaborationsplattform für Softwareentwickler. Auf dieser kann in sogenannten „Pull Requests“ Code von Nutzern der Plattform angefordert werden. Drei Millionen Pull Requests wurden analysiert. Das Ergebnis: Reichten Frauen ihren geschriebenen Code anonym ein, wurde dieser häufiger angenommen (78,6 %) als der von Männern (74,6 %). Waren Frauen jedoch über ihr Profil als solche erkennbar, so wurde der Code häufiger abgelehnt als bei Männern. Die Ursachen dafür lassen sich schwer festmachen, werden aber zum Teil schon in der Erziehung vermutet. Ein Anhaltspunkt bietet beispielsweise die Erwartungshaltung der Eltern, die ihren weiblichen Nachwuchs seltener in technischen Berufen sehen.
„Um sich in einer männlich dominierten Branche durchzusetzen, braucht es Entschlossenheit. Man bricht mit einem Klischee, welches keines mehr sein sollte. Männer und Frauen sind in der heutigen westlichen Welt zwar rechtlich gleichberechtigt, dennoch sind Vorurteile und Klischees weiterhin in den Köpfen verankert, die sich schon früh auch in einer Berufswahl für traditionell männlich oder weiblich konnotierte Berufspfade widerspiegelt“, kommentiert Anika.
Tatsächlich galt Programmieren in den Anfängen der Informationstechnologie eher als Frauenberuf. Damals wurde Programmieren als einfache Büroarbeit betrachtet – Männer interessierten sich für diese Disziplin erst, als diese wissenschaftlich an Prestige gewann. Einige bedeutende Grundsteine der Informatik wurden daher auch von Frauen gelegt – so entwarf die Mathematikerin Ada Lovelace bereits im 19. Jahrhundert algorithmische Programme für eine mechanische Rechenmaschine und gilt als erste Programmiererin der Welt.
Grace Hopper an der Tastatur des UNIVAC, ca. 1960 (Smithsonian Institution) – Quelle: Flickr – Grace Hopper and UNIVAC
Anfang der 1950er setzte die Mathematikerin und Physikerin Grace Hopper mit der Entwicklung des ersten Compilers einen weiteren Meilenstein. In einem Interview mit der Cosmopolitan soll Hopper gesagt haben: „Programmieren ist wie Abendessen vorbereiten. Man muss vorausplanen und alles so terminieren, dass es fertig ist, wenn man es braucht. Das geht nur mit Geduld und dem Blick für Details. Frauen sind Naturtalente im Programmieren.“ Die Ironie ist offensichtlich, spiegelt sich hier nämlich das damalige Rollenbild der Frau für Haushalt und Herd wider.
„Es geht nicht darum, dass gleich viele Männer und Frauen in einem bestimmten Bereich arbeiten müssen. Jeder soll anhand seiner persönlichen Interessen und Talente seinen Weg wählen. Wichtig ist, dass die Chancen für alle gleich sind. Im Beruf soll sich derjenige durchsetzen, der die besseren Qualifikationen mitbringt – ganz gleich ob Mann oder Frau“, sagt Anika. „Dennoch möchte ich gerne mehr Frauen dazu ermutigen, sich für Berufe in der Softwareentwicklung zu begeistern. Besonders in der sehr kreativen und offenen Gamingbranche, in der so viele unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenkommen und gemeinsam großartige Spiele erschaffen, bieten sich unendliche Möglichkeiten, einen Traumberuf zu finden – sei es in Softwareentwicklung oder auch in Design, Projektmanagement oder Marketing.“
Auch wenn in der Gamingbranche in Sachen Chancengleichheit noch nicht alles perfekt ist, leisten wir unseren Beitrag und setzen uns dafür ein, dass alle Menschen – ungeachtet von Geschlecht, Herkunft, Alter oder Orientierung – die gleichen Chancen in ihrer Karriere erhalten.