Agile Coaching: wie Teams Höchstleistungen erbringen
Wer wie wir Free-to-play-Spiele entwickelt, bewegt sich in einem globalen Markt mit außergewöhnlich starker Konkurrenz. Um hier Erfolg zu haben, muss man in der Lage sein, sehr schnell zu agieren, zu lernen und sich an neue Situationen anzupassen. Genau das wird in agilen Teams ermöglicht. Wer agil arbeitet, schaut laufend, was der wertvollste Entwicklungsschritt eines Produktes ist – bestehende Pläne werden also ständig überdacht und bei Bedarf angepasst. Die meisten erfolgreichen Unternehmen arbeiten auf diese Weise, insbesondere in der IT-Branche – anstatt am Jahresanfang einen Plan zu erstellen und am Jahresende festzustellen, dass er schon nach einem Monat hätte angepasst werden sollen. Beim agilen Arbeiten geht es also in erster Linie darum, schneller und besser zu sein als die Konkurrenz.
Bei Goodgame Studios schreiben wir uns auf die Fahne, dass wir Agilität im gesamten Unternehmen fördern. Da wir sehr groß und schnell gewachsen sind, und Teams und Prozesse sich ständig verändert und weiterentwickelt haben, ist dieses Vorhaben natürlich keine leichte Herausforderung. Deshalb setzen wir gezielt Agile Coaches ein, um diese besondere Arbeitsweise noch stärker in die einzelnen Teams hineinzutragen. Ihr Ziel ist es, außerordentlich leistungsstarke Teams zu schaffen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie besonders gut zusammenarbeiten, hochmotiviert sind und somit das Unternehmen weit voranbringen.
Die Agile Coaches von Goodgame Studios
Was genau bedeutet „Agile“?
Der derzeitige Lieblingsspruch unseres Kollegen Holger, Agile Tech Lead bei Goodgame, lautet: „Agile is not a practice. It is the quality of the organization and its people to be adaptive, responsive, continually learning and evolving.“ Für Holger und unsere anderen Agile Coaches bedeutet das, dass Agile ein fester Teil der Unternehmenskultur und -mentalität ist, also eine spezielle Einstellung zur Arbeit und zur Organisation von Teams. Es geht also nicht um die einfache Einführung eines Toolsets oder gewisser Praktiken, wie viele Menschen glauben.
Die Essenz des agilen Arbeitens ist eine Arbeitsumgebung, in der die Mitarbeiter selbst Verantwortung übernehmen können und in der sie intrinsisch dazu motiviert sind, Höchstleistung zu erbringen. Dazu braucht es ebenfalls eine besondere Führungsmentalität: Statt Micro-Management und „Zuckerbrot und Peitsche“ gibt man den Mitarbeitern Raum, in dem sie sich entfalten und Großes leisten können. Denn richtig gute Mitarbeiter erheben für sich selbst den Anspruch, Verantwortung zu tragen und in ihrem Bereich etwas zu bewegen.
Hier liegt auch der größte Unterschied zwischen klassischem Projektmanagement und Agile Coaching. Denn anstatt dem Team vorzugeben, wie es arbeiten sollte, wird gemeinsam mit dem Team überlegt, was die beste individuelle Lösung ist. Im Gegensatz zu einem hierarchischen System, das nur so gut ist wie der Team Lead, kann sich in einem selbstorganisierten Team jeder Mitarbeiter optimal einbringen. In Diskussionen auf Augenhöhe muss niemand seine Meinung zurückhalten und man findet oft Lösungen, die besser sind, als wenn der Lead, First oder eine sonstige Rolle allein verantwortlich ist.
Agile Unterstützung im Projektmanagement
Wie arbeitet ein Agile Coach?
Aufgabe des Agile Coaches ist es also, den Teams dabei zu helfen, ihre volle Leistung auszuschöpfen. Laut Holger braucht es hierfür einen besonderen Menschentyp, der sich selbst zurücknehmen kann, jedoch auch eine Vision vor Augen hat, wie die Teams miteinander arbeiten sollen. Hauptsächlich unterstützt der Coach hier neben der Prozessoptimierung die Vernetzung und Kommunikation innerhalb der Teams sowie die Lösung von Konflikten. „Wir benennen immer den Elefanten im Raum“, so Holger. „Wenn ein Konflikt besteht und niemand darüber spricht, dann initiieren wir den Dialog.“ Kollegin und Agile Coach Dana geht sogar noch einen Schritt weiter: „Es ist nicht die Aufgabe des Agile Coaches, die Leute glücklich zu machen, sondern den Finger in die Wunde zu legen.“ Denn nur wenn man sich mit den kritischen Themen beschäftige, könne man eine bedeutende Verbesserung erreichen.
Im Arbeitsalltag richten sich die speziellen Aufgaben der Coaches stark nach dem Status des Teams, das sie betreuen. Wurde ein Team neu zusammengestellt, werden zunächst die Rahmenbedingungen geschaffen und zum Beispiel die Sprint-Plannings moderiert oder in Meetings darauf geachtet, dass alle zu Wort kommen. Bei bestehenden Teams beobachtet der Coach das Team, um zu erfahren, wie es sich organisiert, was an der Teamarbeit verbessert werden kann und wo es Unterstützung gebrauchen kann. Die Lösungsansätze der Coaches sind hierbei sehr individuell zugeschnitten. Häufig werden Teammitglieder auch individuell gecoacht, sodass sie das Team noch weiter voranbringen können. „Wir sind quasi ein Spiegel für die Leute, das heißt wir konfrontieren sie mit ihrer eigenen Persönlichkeit, um mit ihnen den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen“, so Holger.
Eine Beispiel-Methode, die bei Goodgame genutzt wird, um die gesamte Stärke eines vielfältigen Teams zu nutzen und um zu verhindern, dass ein Lösungvorschlag zu einer bestimmten Problemstellung diskussionslos angenommen wird, ist das Planning Poker. Nehmen wir an, das Team bekommt eine spezielle Anforderung – es soll zum Beispiel im nächsten Sprint eine Goldmine bauen, über die die Spieler zusätzliche Ressourcen erwirtschaften können. Anstatt, dass der Team Lead vorgibt, wie die Lösung aussehen soll, wird das Team gebeten, die Komplexität der Aufgabe einzuschätzen. Dafür bekommt jeder Entwickler Karten, auf denen die Zahlen der Fibonacci-Folge stehen (0, 1, 2, 3, 5, 8, 13, …). Er überlegt für sich, wie hoch er den Arbeitsaufwand einschätzt, im Anschluss werden die verdeckten Karten aller Entwickler gleichzeitig aufgedeckt. Auf einen Blick werden unterschiedliche Vorstellungen im Team sichtbar. Hat einer eine 2 gelegt und ein anderer eine 13, gibt es offensichtlich sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Art der Umsetzung. Die Entwickler diskutieren miteinander, warum sie die Komplexität so unterschiedlich einschätzen, und kommen dabei oft auf Kompromisse und neue Lösungen, die den Arbeitsaufwand stark verringern. Somit wird vermieden, dass eine Art Gruppendenken entsteht, bei der ein Mitarbeiter den Zeitaufwand und einen bestimmten Lösungsweg vorschlägt und die anderen direkt zustimmen. Im weiteren Projektverlauf ermöglichen die geschätzten Zahlen zudem eine Prognose über Lieferzeitpunkte.
Agiler Workshop
Neben der Betreuung von einzelnen Entwicklungsteams bieten unsere Agile Coaches zusätzliche Trainings zur agilen Arbeitsweise an, in der sie allen interessierten Goodgamern einen Überblick über die agilen Techniken geben. Doch durch die Initiativen unserer Coaches und die Offenheit des Managements und der Mitarbeiter gegenüber neuen Praktiken wird die agile Mentalität immer weiter in die Unternehmenskultur integriert. Umso gespannter sind wir auf die Zukunft!